Twitter wird 10 Jahre alt und blickt auf eine turbulente Unternehmensgeschichte zurück. Die ursprüngliche Idee entstand eher aus einer Notwendigkeit heraus. Entwickler Jack Dorsey schlug bei einem Meeting vor, kurze Statusmeldungen an alle Teammitglieder per SMS zu senden, um sich gegenseitig auf dem neuesten Stand zu halten. Innerhalb von nur zwei Wochen entstand daraus der erste Prototyp. Am 21. März 2006 postete Dorsey dann „Just setting up my twttr“ – diese erste Kurzmeldung ist noch heute auffindbar. Nur ein Jahr später, im März 2007, wurde die Firma Twitter Inc. gegründet.
Das Mikrofon in die Welt
Als „Mikrofon in die Welt“ gewann der Kurznachrichtendienst in den folgenden Jahren immer mehr an Bedeutung. Kaum ein großes Event, vor allem in den USA, blieb auf Twitter unkommentiert. Einzelne Tweets oder Hashtags setzten gesellschaftliche Debatten in Gang, wodurch die Plattform in vielen sozialen Bewegungen eine zentrale Rolle einnahm. Es war der Beginn eines neuen Kommunikationszeitalters: Informationen, egal wie relevant sie waren, verbreiteten sich in Echtzeit. Auch die Popkultur, Prominenz und Politik zog nach und teilte sich über den 140-Zeichen-Dienst mit. Das Gefühl, bei großen Momenten wirklich „live“ dabei zu sein, ist auf keinem anderen Social Media Kanal so groß. Darin liegt bis heute Twitters USP.
Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. Rivalen wie Facebook, Snapchat oder Google etablieren sich immer mehr als die neuen Kanäle für News und Echtzeit-Kommunikation. Viele Jahre stellte Twitter noch eine wirkliche Alternative zu Facebook, dem größten Konkurrenten, dar. Mit der Übernahme der beliebten Foto-App Instagram im Jahr 2012 holte Facebook allerdings deutlich auf. Den 400 Millionen Instagram-Nutzern stehen heute nur noch 300 Millionen Twitterer gegenüber. Die Chance, durch mehr Foto-Content erfolgreich zu werden, hat der Kurznachrichtendienst damit also verpasst. Die neue Strategie von Twitter geht daher „back to the roots“ – zu mehr Live-Kommunikation durch Bewegtbilder und Videos.
Periscope als neue Chance?
Einen ersten Schritt in diese Richtung unternahm der Online-Dienst im März letzten Jahres durch die Übernahme von Periscope, einer mobile Applikation für Videodirektübertragung in Echtzeit. Die Nutzung von Periscope ist über die Anmeldung eines Twitter-Account möglich und Videos können direkt, ohne die App zu wechseln, in der Timeline angeschaut werden. Twitter Moments ist ebenfalls eine neue Funktion, die bereits in den USA und Südamerika nutzbar ist. Es handelt sich dabei um eine Twitter-App, bei dem User bestimmten Ereignissen folgen können, ohne einem Account zu folgen. Die Nutzer können einem bestimmten Event oder auch aktuellen Nachrichtengeschehnissen folgen und erhalten in Echtzeit alle relevanten Tweets, Bilder oder Videos in ihrer Timeline. Wenn das Event vorüber ist “endet der Moment”.
Auch Rowan Barnett, Deutschland-Chef für Marktentwicklung und Medien, sieht diese Entwicklung als notwendig für die Zukunft von Twitter: „Neben der Weiterentwicklung von Periscope verfolgen wir einen langfristig angelegten Fahrplan, um Twitter kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Alle neuen Funktionen, Updates und Maßnahmen zahlen darauf ein, die Plattform noch einfacher, persönlicher und interessanter zu machen“, verrät er im Gespräch mit RP Digital.
Sascha Welters über die Twitter Brand Strategy
Sascha Welters leitet seit Februar 2015 das Brand Strategy Team für Twitter in Deutschland. Wir trafen ihn zum Interview in Hamburg, um mehr über die aktuellen Entwicklungen bei Twitter und seine Arbeit zu erfahren. Das Brand Strategy Team betreut Marken, die den Kurznachrichtendienst als Social Media Kanal für ihre Kommunikation nutzen möchten. Da Twitter noch keinen Algorithmus für seinen Newsfeed anwendet, ist die Plattform vor allem für die Marken attraktiv, die in Echtzeit mit ihrer Community kommunizieren wollen. Laut Welters bieten sich für Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen zahlreiche Möglichkeiten, sich auf Twitter attraktiv und erfolgreich zu inszenieren.
Wie das aussehen kann, verrät er in unserem Interview:
Quellen: