Im internationalem Vergleich sieht die deutsche Bloggerszene noch immer verhalten aus. Während die Italienerin Chiara Ferragni aus The Blonde Salad ein stetig wachsendes Millionengeschäft macht, können sich viele der deutschen Fashion Blogger noch nicht allein durch ihren Blog finanzieren. Woran liegt es also, dass bisher Keinem der große Durchbruch gelungen ist und welche Blogs haben das Potenzial zum internationalen Erfolg?
Erst letzte Woche richteten zahlreiche internationale Medien ihre Augen auf die Blogger-Welt. Konkret auf die 19 jährige Essena O’Neill, eine erfolgreiche australische Beauty Bloggerin, die mit der Social Media Welt abrechnet und ihrem Leben auf Instagram, YouTube und tumblr den Rücken kehrt. Für ihr „Abschiedsvideo“, in dem sie die Gründe für ihren Bruch nennt, erntete sie nicht nur positives Feedback und Verständnis, sondern auch harte Kritik. Sie entfachte eine Debatte darüber, inwieweit Blogger ihr Privatleben auf Social Media Kanälen teilen müssen, um für ihre Follower greifbar genug und damit erfolgreich zu sein.
Status Quo der Bloggerlandschaft
Prinzipiell kann man im deutschen Bloggermarkt den Cut zwischen reinen, klassischen Modeblogs und crossmedialen, moderneren Blogs beobachten. Die Klassiker wie Journelles oder LesMads liefern vor allem hochwertigen, redaktionellen Content zu High Fashion Themen und kooperieren mit Luxus Labels und verschiedenen Online Shops. Kanäle wie Facebook, Instagram oder Twitter werden meist zusätzlich bespielt. Anders sieht es bei den inhaltlich breiter positionierten Blogs, wie z.B. Bekleidet, Josieloves oder Fashionpuppe aus. Neben dem Mode & Beauty Thema werden auch die Bereiche Reisen, Essen, DIY oder Design aufgegriffen. Hier wird der Blog zum Alleskönner auf verschiedenen Social Media Kanälen: Auf YouTube werden die passenden Hauls oder Tutorials hochgeladen und Instagram dient als die Photo Sharing Plattform schlechthin. An dritter Stelle stehen die Blog-Projekte, unter anderem Blogwalk, elle und stylebook, die von TV Sendern oder Verlagen betrieben werden. „Den“ deutschen Blogger-Star gibt es also noch nicht, sondern Spezialisten auf bestimmten Medien und Plattformen: Die Slimani Familie auf YouTube und Snapchat, die Instagram-Helden wie fashionhippieloves oder die High Fashion Blogger wie This is Yane Wayne.
Best Practice
Welche Strategie führt nun zum Durchbruch des eigenen Fashion Blogs? Das hängt ganz von der Zielgruppe und einer, der Zielgruppe angepassten, klaren Kommunikationsstrategie ab. Wer mit Luxusmarken zusammenarbeiten und eine eher reife, einkommensstarke Leserschaft ansprechen möchte, sollte stets sehr hochwertige Inhalte produzieren. Gute Beispiele, die sich durch einen eigenen Stil von der Konkurrenz abheben, sind Ohh Couture und Masha Sedwick. Letztere wird von der Agentur COVER PR betreut und differenziert sich durch ihren sehr wandelbaren, eher grungigen Look. Ihre durchaus kritischen, tiefgründigen Beiträge treffen den Nerv der Follower und verhelfen dem Blog zum kontinuierlichen Wachstum. Darüber hinaus gibt es natürlich einige grundlegende Regeln für das Betreiben eines erfolgreichen Blogs (siehe: https://travelworklive.de/richtig-bloggen/), welche von SEO Maßnahmen, über das Layout und Personal Branding, bis hin zu verschiedenen Call To Actions reichen. Im Vergleich zu internationalen Blogs vertrauen deutsche Blogger weiterhin zu wenig auf die „Geben und Nehmen“-Philosophie. Das Teilen, Verlinken und Kommentieren von anderes Blogs sowie das Schreiben und Zulassen von Gastbeiträgen generiert nicht nur Backlinks, sondern macht auch neue Leser auf den eigenen Blog aufmerksam. Der soziale Aspekt von Blogs und ihren Redakteuren sollte also nie vernachlässigt werden, denn wer gibt bekommt auch – vor allem neue Leser.
Immer mehr deutsche Unternehmen entdecken das Potenzial von Blogger Relations
Dass große Marken zum Durchbruch verhelfen, zeigen internationale Blogger wie Aimee Song von Song of Style, Wendy Nguyen von Wendy’s Lookbook oder Nicole Warne, das Garry Pepper Girl. Diese betreibt seit 2011 einen der erfolgreichsten australischen Online Shops und kooperiert unter anderem mit den Lables ASOS, Michael Kors und Mulberry. Deutsche Unternehmen haben die Relevanz und Möglichkeiten von Blogger Relations deutlich später erkannt. So holte sich die Telekom 2014 Sami Slimani für einen Werbespot ins Boot. Samsung, Catrice Cosmetics und die deutsche InStyle platzieren sich seit 2 Jahren regelmäßig auf dem Blogger Bazaar und die Outletcity Metzingen kooperierte erst kürzlich mit Bloggerin Leonie von Ohh Couture.
Ein Trend, der anhalten und sich mit der Vielzahl an deutschen Blogs verstärken wird. Warum? Im Vergleich zu Journalisten und den „klassischen“ Medien können Blogs für die Zielgruppe weitaus relevanter, authentischer und nahbarer sein. Darüber hinaus profitieren Unternehmen von den hohen Reichweiten der Blogger auf verschiedensten Social Media Plattformen, stärken damit die eigene Präsenz in digitalen Medien und erzielen letztlich bessere Ranking Ergebnisse in Suchmaschinen.
Fazit
Wer auf internationalem Level langfristig mitspielen will muss sich, wie in jeder Branche, von der Masse abheben und sich Stück für Stück eine treue Communtiy aufbauen. Ist der Blog nicht nur für die Leser, sondern auch für Unternehmen interessant genug, steht gewinnbringenden Blogger Relations nichts mehr im Weg. Danach reicht der Blog als Medium nicht mehr aus: Die Global Player der internationalen Bloggerszene sind Social Media Stars, gefeierte Front Row Gäste auf den Fashion Weeks und irgendwann Label-Gründer. Davon sind deutsche Blogger sicherlich noch weit entfernt, aber Potenzial besteht für stetig wachsende Blogs wie Masha Sedwick und Ohh Couture allemal. Besonders durch clevere, authentische Marken-Kooperationen werden sich für den Ein oder Anderen zukünftig lukrative Jobs und vielversprechende Chancen auf den internationalen Durchbruch ergeben.
Quellen:
https://www.huffingtonpost.de/2014/11/23/chiara-ferragni-reichste-bloggerin-welt_n_6199556.html
https://fashionista.com/2015/02/most-influential-style-bloggers-2015