Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015 nutzen 27 % der Deutschen täglich Videoportale. Unter den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 76%. Auch der Ericsson Consumer Insight Report 2015 zum „Thema TV and Media“ belegt, dass On-Demand Angebote dem linearen TV zunehmend Konkurrenz machen. Der meist genutzte On-Demand Video-Dienst hierzulande ist die Videoplattform YouTube. Bisher können deren Nutzer alle Videos kostenlos ansehen und zahlen mit Werbekonsum verschiedener Ad-Formate.
Seit Ende Oktober 2015 gibt es in den USA eine Bezahlalternative zum werbefinanzierten YouTube. Für eine monatliche Gebühr in Höhe von 9,99$ bietet YouTube Red einige zusätzliche Funktionen. Was diese Premiumversion des wohl bekanntesten Video-Portals zu bieten hat und wann wir damit hier in Deutschland rechnen können, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Was bietet YouTube Red?
Zunächst eine Übersicht über die zusätzlichen Features von YouTube Red:
- Werbefreiheit
- Exklusive Inhalte wie Musikangebot Music Key, YouTube Gaming, YouTube Kids
- Lokale Speicherung der Videos in unterschiedlichen Qualitäten, sodass die auch offline angesehen werden können
- Musikstreaming über Google Play Music
- Zugang zu Kanälen der Vertragspartner („Youtuber“) und neuen professionell und exklusiv für YouTube Red produzierten Videos (Serien, Tutorial etc.)
- Hintergrundwiedergabe-Option von Videos und Musik in der App, sodass andere Apps parallel genutzt werden können
- Option des reinen Audio-Downloads, um unterwegs mobile Daten zu sparen
- Geräteübergreifende Nutzung
Welche Strategie verfolgt YouTube Red?
Der Erfolg von bezahlten Streamingdiensten wie Netflix und Spotify zeigen ganz deutlich, dass durchaus eine steigende Zahlungsbereitschaft für hochwertige Inhalte besteht. Zudem bietet sich mit YouTube Red das Potenzial, von einer reinen Streamingplattform zu einer eigenständigen Unterhaltungsplattform zu werden, die Nutzer von den Konkurrenzangeboten von Apple, Amazon und Co. fernhält, sodass diese im Google-Universum verbleiben.
Bereits seit Längerem versucht YouTube, die Qualität der Plattform zu verbessern und Talente zu fördern, um nicht hinter der wachsenden Konkurrenz zurück zu bleiben. In den sog. YouTube Spaces in Los Angeles, London, Tokyo, New York, Sao Paulo, Berlin, Mumbai, Paris und Toronto werden schon jetzt reichweitenstarke Youtuber bei der Produktion ihrer Videos mit Know-How und professioneller technischer Ausstattung unterstützt. Zukünftig sollen hier die YouTube Stars wie PewDiePie oder Lilly „Superwoman“ Singh – oder für Deutschland wohl eher Bibi und die Lochis – an exklusiven Serien, Filmen oder Shows arbeiten, die ähnliche Beliebtheit erlangen sollen wie der Netflix-Originaltitel House of Cards.
Wann gibt es YouTube Red auch bei uns in Deutschland und wie stehen die Erfolgschancen?
Mit einem Besuch der YouTube Red Seite über ein US-Proxy erhalten Nutzer bereits jetzt weitere Infos zur Ausgestaltung des Dienstes in deutscher Sprache. Dass es sich beim Deutschland-Release also nur noch um eine Zeitfrage handeln dürfte, hat sich auch in einem Chat der Autorin mit einem Youtube Support-Mitarbeiter bestätigt, der zwar weder konkrete Angaben zum Abo-Preis für die Eurozone machen wollte, noch ein genaues Release-Datum nennen konnte, doch ein baldiges Angebot für uns versprach und ganz nebenher von PewDiePie und dessen Unterhaltsamkeit schwärmte. Zahlreiche Themen-Blogs sind sich einig mit ihrer Annahme, dass der Währungsunterschied bei der Preisgabe unbeachtet bleiben wird, sodass das monatliche Abo auch hier preislich bei etwa 9,99€ liegen wird.
Zwar spräche das alleinige Argument der Werbefreiheit im Premium-Angebot in Zeiten wachsender Ad-Blocker Nutzung nicht gerade für ein großes Erfolgspotenzial eines solchen Bezahlangebots, doch der wahre Mehrwert liegt hier sehr wahrscheinlich auch vielmehr in den weiteren inhaltlichen und technischen Features, die Red seinen Nutzern verspricht. Auch die Erkenntnis des oben bereits erwähnten Ericsson Consumer Insight Reports, dass vor allem die junge Generation immer mehr Videos mobil konsumiert, spricht für einen Erfolg der Premiumversion, denn mit der Option die Videos im WLAN herunterzuladen und offline anzusehen, lassen sich diese auch mit kleinen mobilen Datentarifen ruckelfrei anschauen.
Was denken die Youtuber über Bezahlkanäle?
Obwohl schon die ersten „Red Originals“ wie sie in den USA, Australien, Mexiko und Neuseeland verfügbar sind und die Fan-Communities der YouTube Stars sicher auch bereit sind, dafür Geld zu zahlen, regt sich auch Kritik in den eigenen Reihen. TechCrunch berichtete, dass die Teilnehmer des YouTube Partnerprogramms vor dem Start von Red einen neuen Vertrag unterzeichnen mussten. Darin mussten sie ihre Akzeptanz der neuen Bedingungen für die Bezahlkanäle erklären, auch wenn sie ihre Videos eigentlich nicht mit einer Paywall versehen wollten. Bei Verweigerungen drohte YouTube ihnen mit einer Deaktivierung ihres Kanals und somit dem Verlust ihrer bis dahin aufgebauten Fanbase. Gegen dieses radikale Vorgehen regten sich natürlich bereits Proteste, jedoch bis jetzt mit wenig Erfolg.
YouTube hebt darauf angesprochen jedoch hervor, dass sich durch die potenziell bessere Vergütung guter Inhalte für die Teilnehmer des Partnerprogramms neue Freiheiten ergäben, denn der „Großteil“ des Umsatzes von Red werde nach Robert Kyncl an die Partner weitergegeben. In welchem Umfang die Youtuber daran partizipieren hänge von der Anzahl der Videoabrufe und der Dauer der Wiedergabe ab. Damit lohnte sich dann auch die Produktion längerer Videos.
Allerdings sind davon ohnehin nur unter ein Prozent aller Videos betroffen, sodass sich alle Nutzer, die nicht bereit sind für das Exklusiv-Angebot zu bezahlen, auch weiterhin ihre regelmäßige Dosis Schminktipps, Katzenvideos und Let´s-Plays genießen können. Die Red Originals erkennt Ihr künftig an dem kleinen „RED“-Logo neben dem Titel in den Suchergebnissen bzw. den Vorschlägen.
Was bedeutet YouTube Red für das Marketing?
Bisher hatten Unternehmen in der kostenlosen Version von YouTube die Möglichkeit, z.B. bezahlte Werbefilme vor, in oder nach den Videos von Youtube-Stars schalten zu lassen. Zusätzlich konnten Banner oder bezahlte Suchergebnisse in der YouTube-Suche ähnlich wie in den Google-Suchergebnissen geschaltet werden. Bei YouTube Red entfallen diese Möglichkeiten aber nun.
Ausweichmöglichkeiten bieten Product Placements und Influencer Marketing in Kooperationen mit den Youtubern.
Wichtig ist hierbei immer, dass das Produkt oder die Marke zum Thema passen, damit die Produktplatzierung nicht als Werbung wahrgenommen wird und die Beziehung und das Vertrauen, das dem Youtube-Star entgegengebracht wird, nicht gestört wird.
Auch die Eigenproduktion hochwertiger, relevanter Inhalte, also das allseits propagierte Content Marketing gewinnt damit noch zunehmend an Bedeutung für Unternehmen, deren Zielgruppe sich auf YouTube bewegt. Dabei gilt es zukünftig, im Wettkampf mit den zwar nicht immer professionell erstellten aber von z.T. riesigen Abonnenten-Zahlen geteilten Inhalten eine virale Verbreitung zu erreichen.
Quellen:
https://www.zeit.de/digital/internet/2015-10/youtube-red-abo-bezahldienst-keine-werbung
https://www.youtube.com/watch?v=YL9RetC0ook
https://support.google.com/youtube/answer/6358146?hl=de&ref_topic=6305525