Jannis Kucharz im Interview über Zielgruppe, Formate und Auftrag des öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks funk.
Auf dem Stuttgarter Medienkongress 2016 stellte Kucharz im Rahmen des Panels „Fitnessraum“ das neue Content-Netzwerk funk vor. Nach seinem Vortrag durften wir ihm noch einige speziellere Fragen zu Formaten und seiner persönlichen Einschätzung der Zukunft der Medienlandschaft stellen:
Das Ziel des Content-Netzwerks sei es nicht, Benutzer auf die zentrale Website zu locken, sondern dort zu „erreichen, wo du sowieso unterwegs bist“ – etwa im Facebook-Feed. Auch stehe nicht die Vermarktung des Netzwerks im Vordergrund, eher die der einzelnen, gezielt für Drittplattformen entwickelten Content-Formate.
funk soll „wichtige Themen über verschiedene Plattformen und verschiedene Formate und damit verschiedene Nutzergruppen hinweg bedienen und ansprechen“. Sein Traum für funk entsprechend dem formulierten Auftrag und Ziel des Netzwerks: Für die anvisierte Zielgruppe der 14- bis 29-jährigen „ein relevanter Teil ihres Tages“ sein.
Erfolgsrezept für junge Social-Media-Formate
Für eine Vermarktung im Content-Netzwerk benötige ein Format eine klare Nutzervorstellung und zentral auch ein Reichweiten- und Wachstumskonzept. Als positives Beispiel nannte Kucharz das Format Wishlist, zu dessen Reichweitenaufbau die Einbindung bekannter YouTube-Persönlichkeiten diente. Ein gutes Format solle sich zunächst auf eine bis maximal drei Plattformen konzentrieren.
Um erfolgreich zu sein, benötige es eine eigene Strategie für jede Plattform hinsichtlich Nutzerbasis und Formatvorgaben und -beschränkungen. Es könne eben nicht reibungslos funktionieren, ein Fernsehformat direkt auf YouTube zu übertragen und umgekehrt.
Der Fernseher repräsentiere für ihn nicht mehr nur ein lineares Programm, vielmehr einen „Bildschirm, auf dem ich Inhalte abspielen kann“ – zum Beispiel von Netflix, YouTube oder aus der ZDF-Mediathek. Kucharz hält es für höchst unwahrscheinlich, dass eine mit Video on Demand aufgewachsene Generation je zu linearen Kanälen zurückkehren kann.
Dem zentralen Vorteil des Fernsehens – seinem „Lean-Back-Charakter“ – träten Portale wie YouTube durch aneinandergereihte personalisierte Empfehlungen entgegen, was einen im Vergleich zum Fernsehen optimierten passiven Konsum ermögliche.
Zur Person
Kucharz widmet sich seit 2008 auf seiner Website Netzfeuilleton Themen wie der Netzkultur, dem Medienwandel und dem digitalen Lifestyle. Aktuell betreut er als Innovationsmanager Social Media das Content-Netzwerk funk. Der Social-Media-Experte gab zahlreiche Workshops, beriet Unternehmen und trat mehrfach auf der re:publica in Berlin als Speaker auf.
Nominiert wurde Kucharz 2013 für den deutschen Webvideopreis und im Rahmen des Goldenen Blogger für den Preis Best Blogger. Als Journalist tätig war er unter anderem für die Rhein-Zeitung, die Allgemeine Zeitung und den Wiesbadener Kurier, zuletzt als Social Media Redakteur für das ZDF.
Über Funk
Das öffentlich-rechtliche Content-Netzwerk funk startete im Oktober 2016 mit 40 Online-Formaten verschiedenster Ausrichtungen unter der Schirmherrschaft des SWR. Ziel ist es, 14- bis 29-jährige über unter anderem YouTube, Facebook, Snapchat und Instagram mit relevantem und auf die jeweilige Plattform abgestimmtem Content zu versorgen.
Weiter sollen junge Medienmacher unterstützt und Rezipienten aktiv eingebunden werden. Neben den eigenen Formaten stellt das Netzwerk über App und Website internationale Lizenzserien wie Fargo zum Abruf bereit.