Es gibt zu jedem Thema unzählige YouTube Kanäle, doch nur wenige sind wirklich erfolgreich und vermarkten sich gekonnt. Dahinter stecken authentische Nutzer, die ihre Themen exakt auf ihre Zielgruppe anpassen und diese auch miteinbeziehen. Anders als große Unternehmen, die ihre Produkte mit „unerreichbaren“ Menschen vermarkten, schaffen es die großen YouTuber mit ihrer Art ein größeres Publikum zu erreichen und somit ihre Videos besser zu platzieren.Wie schaffen es Nutzer großer Kanäle eine so unglaubliche Reichweite zu erreichen?
Allgemeine Erfolgsfaktoren
YouTube hat sein eigenes Ökosystem aufgebaut und bietet durch die hohe Anzahl an Nutzern auch verschiedene Arten von Inhalten an, wodurch theoretisch jeder etwas für sich finden kann. Neben Video- und Computerspielen, Musik sowie Beauty Kanäle, dominieren in erster Linie die Comedy Kanäle das YouTube Netzwerk. Die Erfolgschancen in diesem Segment sind am stärksten, wobei lustige Videos auch im Beauty oder anderen Bereichen erarbeitet werden können.
Begrüßt werden Nutzer in Videos großer YouTuber stets mit einem „Opener“. Die direkte Ansprache sowie die Person, die hinter diesem Video steht, erhöht die Aufmerksamkeit, statt sie im einem langen Intro zu verlieren. Wirkt der YouTuber sympathisch und erzählt das, was vom Video erwartet wird, abonnieren Zuschauer den Kanal, bewerten das Video und kommentieren dieses im besten Fall auch noch. Auch die Videolänge spielt eine entscheidende Rolle, die je nach Inhalt und Genre des Videos variiert. So sind Comedy Videos durchschnittlich knapp 5 Minuten lang, wohingegen Videos zu Videospielen einen Durchschnitt von 15 Minuten erreichen. YouTuber, die zudem einen oder mehrere Konten auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter besitzen, verteilen ihre neuen Videos verstärkt und erhöhen damit die Bindung an ihre Abonnenten.
Authentizität ist der Schlüssel
YouTuber sind beliebter als die meisten Filmstars und Sänger, das hat das US-Magazin Variety in einer Studie herausgefunden. Doch woran liegt das? Große Schauspieler zeigen ihre Leistung, die sie sich in Form einer Ausbildung erarbeitet haben, um einen großartigen Kinofilm auf die Leinwand zu bringen. Unglaubliche Stimmen von großen Sängern wurden erst durch viel Gesangsunterricht und Übung zu dem, was sie heute sind. Und was machen YouTuber? Rein vom Klischee bedient schalten sie die Kamera an, setzen sich hin und erzählen 3-5 Minuten etwas zu einem beliebigen Thema. Eine „Arbeit“, die keine Ausbildung benötigt und heutzutage von jedem praktiziert werden kann. Und das verhilft zu einer größeren Beliebtheit? Der Clou: Authentizität. Schauspieler und Sänger haben eine beachtliche Anzahl an Fans, die ihre Filme oder Konzerte besuchen und womöglich Merchandise kaufen. Was ihnen jedoch fehlt, ist der direkte Kontakt zu den Fans, das Eingehen von Vorschlägen und Meinungen, das Miteinander. Auf Facebook und Twitter wird dieses Manko etwas geschmälert, da hier nicht nur von der eigenen Brand, sondern auch von der Person selbst gesprochen wird – wo befindet sich der Star gerade, was aß er zum Mittag und vieles mehr. Was allerdings fehlt ist die Kommunikation mit der Fangemeinde. Die Einblicke in das Leben einer Bekanntheit reichen nicht aus, um mit den YouTubern von heute zu konkurrieren.
YouTuber agieren ganz anders und nutzen das soziale Medium viel effektiver, um mit ihren Fans zu kommunizieren und dadurch ihre eigenen Videos besser vermarkten. Sie gehen auf Kommentare der Nutzer ein, egal ob diese auf YouTube, Facebook oder Twitter geschrieben worden sind. Meinungen und Vorschläge werden von ihnen angenommen und in Form von neuen Videos umgesetzt. Auch Fantreffen werden von YouTubern organisiert, um ihrer Community nah sein zu können. Das macht sie echt, das macht sie authentisch – Dinge, die ein Film- oder Popstar nicht geben (können).
YouTuber und ihre Authentizität
Wie verhalten sich die Nutzer großer Kanäle auf YouTube, um eine Authentizität zu erzeugen und sie kontinuierlich zu steigern? Je nach Zielgruppe und Kanal stehen andere Menschen in der Fangemeinde und erwarten andere Dinge von den YouTubern. So freuen sich Abonnenten und Fans von großen Mode- und Schmink-Gurus, Empfehlungen für Klamotten und Schminke zu bekommen, um ihr äußerliches Erscheinungsbild den großen YouTubern nachzuempfinden und wie sie zu wirken oder gar zu werden. Es fühlt sich für treue Fans so an, als würde man mit dem großen YouTuber shoppen gehen und ähnliche bzw. die selben Klamotten einkaufen. Sind es dagegen große Gaming Kanäle, so möchten Fans ein Teil des Spielgeschehens sein, den YouTubern beim Spielen zusehen und bei Möglichkeit mit ihnen auch gemeinsam online spielen.
In Puncto Authentizität haben alle großen YouTuber etwas gemeinsam: Sie sind anders als die klassischen Medien. Sie sind interaktiver und gestalten sich durch die verstärkte Einbindung der Fans. Sie sind witzig, ehrlich und für jeden Spaß zu haben – genau so, wie es auch der beste Freund oder die beste Freundin ist. Die großen Kanäle und ihre Nutzer, die dahinter stehen, vermitteln ihren Zuschauern das Gefühl, ein Teil ihres Lebens zu sein, hautnah dabei sein zu dürfen. Sie übertragen das Gefühl einer wahren Freundschaft.
Welche Inhalte vermitteln große YouTuber, was macht sie so Besonders? Im Grunde lassen sich die Faktoren aus der Realität in das virtuelle Leben übertragen. Einen guten Freund oder eine gute Freundin kenne ich gut, ich kenne die Vorlieben, seine bzw. ihre Hobbies, vielleicht sogar wie die Eltern heißen und aussehen. All das verkörpern auch die Menschen, die hinter ihren großen Kanälen stehen. Sie erzählen von ihren Erlebnissen des Tages, gleichzeitig aber auch über ihre Ängste, die sie derzeit haben. Aktuelle Ereignisse und Momente werden auf Fotos festgehalten und einfach über Facebook mit den Fans geteilt. Manchmal zeigen sie sich auch mit ihrer Familie, während sie ein Picknick veranstalten. Das alles tun sie, um ihre Fans und Zuschauern an ihrem Leben teil haben zu lassen, wodurch sie ihre Authentizität tagtäglich verstärken und ausbauen.
YouTube hilft großen Kanälen
Neben der Authentizität, die sich jeder YouTuber selbst erarbeiten muss und dabei den größten Erfolgsfaktor ausmacht, hilft auch YouTube gerade den großen Kanälen, sich weiter zu etablieren und noch bekannter zu werden. Je bekannter, desto mehr Abonnenten, mehr Klicks und damit auch mehr Geld. Was genau steckt dahinter und in welchem Umfang unterstützt YouTube die großen Kanalbetreiber? Alles fing damit an, dass YouTube die besten Videos mit den meisten Klicks auf ihrer Startseite sowie in den Videovorschlägen promoten wollte. Das wurde jedoch nicht manuell eingestellt, sondern basierte auf den Werten, die der YouTube Algorithmus erfasste. Kreative Nutzer haben das Prinzip schnell verstanden und versuchten den Algorithmus mit fälschlichen Thumbnails (Vorschaubild des Videos) auszutricksen. Statt eines Ausschnitts des Videos wurden leicht bekleidete Frauen dargestellt, die letztendlich nichts mit dem Video zu tun hatten. Durch diese „Manipulation“ erhöhten die Kanalbetreiber ihre Reichweite immens. Nur wenn andere Nutzer das Video als „Misleading Thumbnail“ meldeten, wurde es vom YouTube Kanal runtergenommen. Dieses Verfahren und die Einbindung der Nutzer als „YouTube Polizei“ verhalfen bei der unglaublichen Menge an tagtäglich neu erschienen Videos kaum, weswegen sich YouTube etwas einfallen lassen hat.
Im Jahr 2012 änderte YouTube ihren Algorithmus vom „View based Alforithm“ zum „Watchtime Algorithm“, wodurch Videos schlechter rankten und abgestuft wurden, wenn das Thumbnail nicht zur Thematik passte. Klickt ein Nutzer auf ein Video mit einer leicht bekleideten Frau als Thumbnail und bekommt stattdessen einen schwitzenden, molligen Mann zu sehen, der über das Angeln erzählte, springt dieser direkt zu einem anderen Video oder schließt sogar das YouTube Fenster. Durch die erhöhte Absprungsrate (Bouncing Rate), hatten Videos mit fälschlichen Thumbnails keine Chance mehr ihre Reichweite zu halten. Doch mit dieser Änderung haben auch YouTube Kanäle profitiert. Am profitabelsten hat es am Ende der YouTuber „Pewdiepie“ erwischt. Durch seine Authentizität – seine lockere und lustige Art sowie der Einbindung seiner Community, schaffte er von YouTube stärker promotet zu werden. Seine Abonnenten, Zuschauer und Fans sahen all seine Videos nahezu komplett an, die er zudem in Playlisten verpackte, um die Nutzer länger an seine Videos zu binden. Durch die Kombination aus seiner Authentizität und des neuen YouTube Algorithmus, verschaffte er sich ein viel stärkeres Ranking in der Suche und wurde von YouTube verstärkt auf der Startseite eingebunden.
Ein weiteres Kriterium, warum Pewdiepie einen so erfolgreichen Channel führt, ist seine Internationalität. Statt in seiner Muttersprache schwedisch zu reden, spricht er in der Weltsprache englisch und erreicht theoretisch die ganze Welt. Seine Videos sind lustig, überraschend, packend, aber vor allem sind seine Videos echt. Es ist der Mensch, der dahinter steht und einen sympathischen Charakter aufweist, das beweist seine unglaubliche Anzahl an 33.252.386 Abonnenten (Stand: 30.12.2014).
Heute ist es wichtiger denn je, nicht zu einem beliebigen Thema schnellstmöglich und ohne den „Menschen“ dahinter ein Video auf YouTube hochzuladen. Wichtiger ist es, seine Zielgruppe zu erreichen, Menschlichkeit in Form einer realen Person hinter den Videos zu verkörpern und so seine eigene Authentizität auch auf YouTube zu beweisen. Anders gesagt: Werde zur Love-Brand!