moviepilot und die Symbiose aus Film und Zielgruppe

moviepilot promotet Filme – und macht selbst Geld damit. Wie das geht, hat uns Tobias Bauckhage, der Co-Founder und Geschäftsführer der Online-Plattform, verraten.

von Marcel Schlegel

Es ist ein einfaches Rezept: das Produkt kann noch so innovativ, qualitativ hochwertig oder hübsch und praktisch sein – wenn die Welt da draußen davon nichts mitbekommt, bringen einem all die schönen Attribute nichts. Und gerade, wenn es um Filme geht, ist Hollywood alleine nicht immer ein Garant dafür, dass der Streifen nachher auch taugt. Geschmäcker sind schließlich verschieden, das ist das eine. Dass ein Film, der eben meine Interessen trifft, auch von meiner Mattscheibe aus flimmert, dafür ist ferner die Vermarktung zuständig. Klar, dass Low-Budget-Streifen – unabhängig von ihrer Qualität – meistens weniger Resonanz erhalten als für zig Millionen produzierte Blockbuster aus einem bekannten Stadtteil von Los Angeles. Aber manchmal hat man einfach gar nicht mitbekommen, dass ein Film in den Kinos anlief. Was kann man dagegen tun?

Eine Online-Plattform, die Zielgruppe und Film zusammen bringen will, ist moviepilot.de. „Das Besondere an der Filmindustrie ist, dass man für dieses Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage nur 48 Stunden Zeit hat“, sagt Tobias Bauckhage, der Geschäftsführer und Co-Founder von moviepilot – und meint: das Startwochenende des Filmes. Das unterscheide die Filmbranche von allen anderen Genres. Man müsse sich das stets vor Augen halten, findet Bauckhage: „Man produziert einen Film über vier oder fünf Jahre, gibt viele Millionen Dollar aus – und dann hast du ein Wochenende, in dem alle Leute reingehen müssen.“ Denn in der Folge richte sich alles nach den Zahlen des Ausstrahlungs-Wochenendes aus: wie lange der Film in den Kinos bleibt, wie teuer die TV-Lizenzen werden und, und, und.

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Plattformen wie moviepilot spielen bei der Vermarktung von neuen Streifen – innerhalb dieser magischen 48 Stunden – folglich eine essentielle Rolle. Rund 25 Millionen Film-Fans erreicht das Filmportal im Monat, knapp zwei Millionen Facebook-Nutzer möchten moviepilot in ihrer Timeline nicht missen. Entsprechend lässt sich nicht nur mit dem Film, sondern auch mit derlei Plattformen wie moviepilot reichlich Geld verdienen. In gewisser Weise haben Bauckhage und Co. in den sieben Jahren seit der Gründung ihres Portals den Spieß also umgedreht.

Bauckhage weiß, die besagten 48 Stunden kann man vorab planen. Man müsse die Mund-zu-Mund-Propaganda schon vor fünf oder sechs Monate vor dem Kinostart in Fahrt bringen. Bei moviepilot eruieren sie deshalb die „Influencer“, wie Bauckhage sagt. „Wir schauen, wer zum Word-of-Mouth überhaupt beiträgt, welche Personen sind das?“

moviepilot featured deshalb Filme zum Beispiel schon, wenn diese nichts als ein Gerücht sind. So hielt sich das Gerücht, die legendäre Stephen-King-Saga „Der Dunkle Turm“ solle verfilmt werden, im Internet wacker. Mal wurde es negiert, dann hieß es, es solle eine Serie werden. LOST-Regisseur J.J. Abrams wurde ins Spiel gebracht, ebenso Russell Crowe. Bis heute gibt es nur die Bücher.

Doch auch Bauckhage weiß: eine frühe Promo macht die Filmfans heiß auf den Streifen und bringt die User ganz nebenbei ins eigene Filmportal. „Auch wenn es dann letztlich ein Gerücht bleibt, ich kann diesem Film, den es vielleicht nie geben wird, auf moviepilot folgen.“ Das Vorgehen ist einleuchtend – und rasch erklärt: „Auf diese Weise holen wir uns eine Fokusgruppe von Leuten, die von diesem Filmprojekt schon sehr früh begeistern sind, an Bord.“ Diese Filmfans gäben moviepilot ihr OK darüber, dass moviepilot über Facebook deren Likes im Speziellen und Interaktionen im Allgemeinen auslesen darf. Und bevor die eigentliche Promo für einen Film anläuft, hat moviepilot schon einen Datensatz zum Film gesammelt, den Bauckhage und Co. den Produktionsfirmen weitergeben können. Und diese könnten dann ihre PR nach diesen Daten ausrichten, sagt der moviepilot-Geschäftsführer. „Sie wissen plötzlich zum Beispiel, wer diese Fans sind, die den Film schon Monate vorher verfolgen, wie diese ticken – und können diese Informationen für alles Mögliche nutzen: von der Gestaltung der Filmplakate über die Werbung im Allgemeinen.“

Im Interview mit unserer Moderatorin Laura Teberl verrät Tobias Bauckhage, wie es zur Gründung von moviepilot kam und wie sehr eine Plattform wie dieselbe von Google und Facebook abhängig ist.