Piwik vs. Google Analytics – Wie eine Open-Source-Plattform aus dem Schatten des Webanalyse-Riesen tritt

Piwik Web Analytics
Piwik Web Analytics ( (c) Stocksy)

Piwik ist eine weltweit bekannte Open Source Web Analytics-Plattform. Allerdings fristet sie im Vergleich zu Google Analytics immer noch ein Schattendasein. Dass dies nicht so bleiben muss und in Piwik großes Potenzial schlummert, zeigt ein ausführlicher Vergleich.

83% gegenüber 2,1% Marktanteil sprechen vermeintlich eine deutliche Sprache. Google Analytics ist ohne Frage der Platzhirsch unter den professionellen Webanalyse-Plattformen, die von den meisten Websitebetreibern und auch Unternehmen eingesetzt wird. Das System ist kostenlos, schnell implementiert und bietet von Beginn an einen großen Funktionsumfang und viele hilfreiche Standardauswertungen und Reports. Zudem lässt es sich mit vielen Google-Diensten wunderbar verknüpfen (AdWords, Search Console).

Wichtige Anforderungen an ein Web Analytics-System

Für viele private Websitebetreiber werden die Funktionen auf den ersten Blick ausreichend sein. Setzt man Web Analytics-Software allerdings im Unternehmensumfeld ein, muss man weitere Anforderungen an ein Webanalyse-System stellen und genau überprüfen, ob die Voraussetzungen für einen Einsatz erfüllt sind. Mithilfe der Web Analytics will man schließlich valide Erkenntnisse über die Performance der eigenen Website und das Nutzungsverhalten seiner Besucher und Kunden gewinnen, um seine Unternehmensziele zu unterstützen und zu erreichen.

Neben rechtlichen Fragen, die in Hinblick auf Datenschutz und Datenkontrolle von Unternehmen geklärt werden müssen, sind auch Fragen in Bezug der Datenqualität ein wichtiger Faktor. Hier sind die Art und der Umfang der Datensammlung sowie die Auswertung und der Ort der Speicherung entscheidend. In diesen Bereichen weist Google Analytics starke Limitierungen auf, die man sich bewusstmachen und einmal näher betrachten sollte. In einem 58-seitigem Whitepaper haben Web-Analysten Piwik mit Google Analytics ausführlich verglichen und einige Besonderheiten und Vorteile festgestellt.   

100 Prozent Datenkontrolle und Sicherheit

Piwik wird eigentlich immer dann als die optimale Alternative im Vergleich zu Google Analytics genannt, wenn es um Datenschutz und Datensicherheit geht. Im Gegensatz zu Google Analytics werden die Daten bei Piwik auf dem eigenen Server gespeichert und die Datenhoheit obliegt einzig und allein dem Websitebetreiber – für viele Unternehmen heutzutage eigentlich ein absolutes »Must-have«. Die Daten werden ausschließlich für die internen Analysen verwendet und ein Zugriff und eine Verwendung der Daten seitens Dritter findet nicht statt. Die Privatsphäre der Websitebesucher wird respektiert und geschützt – ohne auf wichtige Webanalysen verzichten zu müssen.  Piwik erfüllt die hohen Datenschutzanforderungen der EU und wird von führenden Datenschützern empfohlen. Somit können Unternehmen von Anfang an sicher sein, dass sie ein rechtskonformes Web Analytics-System einsetzen.  

Doch nicht nur wegen des Sicherheitsaspekts sollte man Piwik als Web Analytics-Plattform genauer ins Auge fassen. Die Anwender erhalten deutlich mehr Freiheiten und einen größeren Funktionsumfang, wenn Sie auf das Prinzip des Self-Hostings setzen. Und es sind weitreichendere Erhebungen und genauere Analysen möglich.

Whitelisting bei Adblockern und Referral-Spam-Blacklist

Piwik hat einen großen Vorteil gegenüber Google Analytics. Die Web Analytics-Plattform wird von Adblockern nicht gestört und blockiert. Somit werden sogar die Nutzerdaten von Usern erfasst, die einen Adblocker aktiviert haben. Auf diese Weise erhält man beim Einsatz von Piwik deutlich mehr Nutzerdaten und die Analysen werden somit exakter und aussagekräftiger. Auch für das lästige Thema Referral-Spam gibt es eine Lösung, die direkt ins System integriert ist. Es wird kontinuierlich vom Piwik Core Team und der Community eine Blacklist an Spammern gepflegt, so dass diese automatisch aus den Analyseergebnissen ausgeschlossen werden. So werden die Analyseergebnisse nicht durch massiven Spam verfälscht.

Individuelle Customer-Journey-Analyse

Im Bereich der Nutzerverhalten-Analyse ermöglicht Piwik den Anwendern eine user-zentrierte Perspektive. Die Bewegungsdaten auf der Website können bis auf Personenebene betrachtet werden. Es wird jede einzelne Customer-Journey 1:1 aufgezeichnet und jede Aktion und Handlung des Users kann nachvollzogen werden. So erfährt man, wie speziell und unterschiedlich die Nutzerwege auf der Website sind und wie sie zu einer erfolgreichen Konversion führen oder wo Absprünge zu verzeichnen sind. Man erkennt, an welchen Informationen, Produkten oder Dienstleistungen die Person interessiert ist und auf welchem Weg sich die Person Zugang zu den Informationen beschafft hat. Ein individuelles Customer-Tracking.

Bei Piwik gibt es keine Limits

Ein enormer Vorteil von Piwik ist die Datenspeicherung und die Auswertungsmethode. Es existiert kein Speicherlimit. Alle Bewegungen und Aktionen, die auf Ihren Webseiten stattfinden werden erfasst und gespeichert. Bei Google Analytics ist bei 10 Mio. Aktionen pro Monat Schluss. Alles darüber hinaus wird nicht erfasst und kann somit nicht zur Analyse herangezogen werden. Für große Unternehmen mit enormen Website-Traffic kann dies problematisch werden, da dann nur noch Teildaten zur Verfügung stehen und keine umfassende Webanalyse mehr möglich ist. Als Gesamtanalysezeitraum können bis zu 24 Monate betrachtet werden. Möchte man langfristige Analysen vornehmen, müssen die erhobenen Daten regelmäßig exportiert, gespeichert und mit anderen Tools zusammengeführt werden. Eine zeitintensive und mühselige Arbeit.

Rohdaten vs. Sampling

Bei Piwik verwaltet und bestimmt man die  Serverkapazitäten selbst. So hat man keine monatlichen Limits und kann darüber hinaus auch Langzeitanalysen über mehr als 2 Jahre durchführen. Google setzt zudem bei umfangreichen Analysen das sogenannte Sampling ein. Damit die Analysen schneller vom Server abgefragt und bereitgestellt werden können, verwendet Google nicht alle Daten aus dem Zeitraum, der abgefragt wird, sondern nimmt aus diesen Daten eine Stichprobe. Das Ergebnis ist somit immer nur eine Hochrechnung aus den Analysedaten. Bei Piwik greift man immer zuerst auf alle Daten zu und entscheidet selbst, ob für bestimmte Analysen eine Stichprobe ausreicht. Bei Google Analytics hat man diese Wahl nicht. Beim Reporting muss man ebenfalls aufpassen. Google Analytics liefert Berichte mit einem Umfang bis maximal 5.000 Zeilen. Umfangreichere Berichte können nicht erstellt werden. Hier ist wiederum Handarbeit erforderlich. Piwik setzt keine Obergrenze bei Berichten ein.

Account-Management und Administration

Mit Piwik lassen sich unbegrenzt viele Webseiten in einer einzigen Instanz verwalten. Für Unternehmen mit vielen Webseiten oder Agenturen, die viele Websites von Kunden betreuen, ein riesiger Vorteil bei der Administration. Innerhalb dieser Instanz können unbegrenzt viele Nutzer-Accounts erstellt werden, die unterschiedliche Rechte und Zugangsberechtigungen eingeräumt bekommen. Google Analytics beschränkt die Properties auf 50 Projekte und maximal 100 Nutzer-Accounts.

Whitepaper zum kostenlosen Download

Whitepaper Piwik vs. Google Analytics

Whitepaper Piwik vs. Google Analytics

Neben diesen Aspekten gibt es weitere Komponenten, die im Whitepaper aufgeführt und detailliert erläutert werden. Man findet hier Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Besonderheiten der beiden Tools gegenübergestellt. Das Whitepaper »Piwik vs. Google Analytics« kann auf der Website von Piwik PRO kostenlos heruntergeladen werden. Auf der Website von Piwik.org kann man sich die aktuelle Version 2.16.1 kostenlos downloaden und installieren. Wer zuerst einmal das User Interface mit seinen Funktionen kennen lernen möchte, kann die Demo online testen (https://demo.piwik.pro).

Fazit

Der Vergleich macht deutlich: Unternehmen können durch den Einsatz von Piwik die Qualität Ihrer Web Analytics-Daten verbessern und tiefgreifende Analysen vornehmen. Gleichzeitig können Limitierungen, die die Analyse erschweren und einschränken, aus dem Weg geräumt werden. Aufgrund der steigenden Datenschutzanforderungen und dem zusätzlichen Sicherheitsaspekt der Datenkontrolle, wird es für Unternehmen immer attraktiver, self-hosted Web Analytics einzusetzen. Google Analytics wird aufgrund seiner Verbreitung und Professionalisierung weiterhin einer der wichtigsten Player im Web Analytics-Markt bleiben. Die Einschränkungen, die man beim Einsatz in Kauf nimmt, sollte man sich aber immer bewusstmachen und regelmäßig hinterfragen.