Apple Watch & Co – Gamechanger in einer vernetzten Welt?

Smartwatch vs. klassische Uhr
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Spätestens seit der Ankündigung von Apple, selbst eine Smartwatch auf den Markt zu bringen, sind die smarten Uhren wohl jedem ein Begriff. Aber ernsthaftes Interesse an Wearables verfolgen laut Umfragen aktuell nur die Wenigsten. Berechtigte Skepsis? Oder haben die Apple Watch & Co. doch das Potenzial zum Massenphänomen und Gamechanger in unserer vernetzten Welt zu werden?

Was bringt die Smartwatch dem Nutzer?

Eine von uns durchgeführte Umfrage unter technikaffinen Studenten der Hochschule der Medien bestätigt die bisher überwiegend ablehnende Haltung. Die Befragten glauben aktuell noch nicht an den Durchbruch der Smartwatch: Nur 27% sind der Meinung, dass sich die Smartwatch in Zukunft zum “Must-Have“ entwickeln wird. Hier alle Umfrageergebnisse.

Die Unternehmensberater von Mücke & Sturm haben sich ebenfalls gefragt, wie es um die Durchsetzungskraft der Smartwatches bestellt ist. Dafür haben sie in einem Whitepaper die vier Erfolgsfaktoren Usability, Preis, Kompatibilität und Nutzen festgelegt. Schauen wir uns die Apple Watch mit Blick auf diese Erfolgsfaktoren an, zeigen sich nach wie vor einige Defizite in der noch jungen Smartwatch-Technik. Zwar werden durch Apple’s innovative Technologie im Bereich der Usability viele Anforderungen erfü̈llt, doch beim Preis und der Kompatibilität sieht das anders aus. Die ‚relativ‘ hohen Anschaffungskosten der Uhr und die zwingende Bindung an das iPhone fallen negativ ins Gewicht. Ob es die Apple Watch schafft, das durch einzigartige Funktionen wieder aufzuwiegen, ist bisher noch ungewiss. Doch welche Funktionen können die smarten Uhren eigentlich bieten?

Letztendlich handelt es sich bei einer Smartwatch um eine intelligente Uhr, die natürlich auch die Uhrzeit anzeigen kann. Darüber hinaus verfügt sie jedoch über weitere Funktionen, wie beispielsweise das Abrufen von Nachrichten, das Aufzeichnen von Aktivitäten im Fitness-/Gesundheitsbereich oder das Navigieren zum Zielort. Unsere Umfrage zeigt aber, dass zumindest den befragten Studenten nicht ganz klar ist, dass die Smartwatch mehr als ein Zeitgeber sein soll. Immerhin 33% der Befragten haben angegeben, dass das Anzeigen der Uhrzeit für sie das wichtigste Feature der Smartwatch darstellt. Weiteren 31% ist es wichtig Nachrichten angezeigt zu bekommen. Doch wo liegt nun genau der Mehrwert?

Erleichtert die Smartwatch unseren Alltag?

Eigene Darstellung: Erleichtert die Smartwatch unseren Alltag?

Viele Anwendungen, wie z.B. das Wecken durch Vibration oder die Navigation zum gewünschten Zielort funktionieren ja genauso gut mit dem Smartphone. Neuartige Funktionen aber, wie beispielsweise eine kaum störende Pulsmessung beim Joggen, das Anzeigen standortbezogener Coupons oder das Bezahlen durch NFC-Technik könnten künftige Funktionen darstellen, mittels derer die Smartwatch unseren Alltag vereinfacht. Aber auch die Einkaufserfahrung der Nutzer könnte sich durch die Watch verändern. So wird z.B. bereits Zuhause eine digitale Einkaufsliste erstellt, über das Einscannen eines QR-Codes oder Barcodes vermerkt, dass das Produkt gekauft werden soll und am Point of Sale der Warenkorb schließlich mit der Smartwatch synchronisiert. Mit der iBeacon-Technologie von Apple wäre es weiterhin sogar möglich, dass die Smartwatch vibriert, wenn man an den Produkten vorbeiläuft, die man kaufen möchte. Am Ende kann der Einkauf dann problemlos mittels NFC-Technik mit der Smartwatch bezahlt werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt es noch abzuwarten, ob solche Einsatzmöglichkeiten der Smartwatch zum Erfolg verhelfen können und in welchem Tempo die nötigen technischen Vorrausetzungen dafür geschaffen werden können. Die Smartwatch soll in Zukunft jedoch nicht nur eine entscheidende Rolle im Bereich des privaten Konsums spielen, sondern auch für den Einsatz innerhalb eines Unternehmens genutzt werden.

Was kann die Smartwatch für Unternehmen leisten?

Aktuell kommen die meisten Impulse zur Nutzung von Smartwatches noch aus dem Verbrauchersegment. Nur wenige Unternehmen setzen aktuell Wearables wie Google Glasses oder Smartwatches innerhalb ihres Unternehmens ein. Eine Umfrage der amerikanischen Firma Ipswitch unter 316 europäischen IT-Profis zeigt aber, dass sich Unternehmen zumindest immer mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Ein Drittel plane noch im Jahr 2015 Wearables im Unternehmen einzusetzen.

Umfrageergebnisse von Ipswitch

Umfrageergebnisse von Ipswitch

Innerhalb eines Unternehmens können Wearables nicht nur zur Optimierung von Prozessen genutzt werden, sondern auch um die Produktentwicklung effektiver und effizienter zu gestalten. Weiterhin kann die Smartwatch beispielsweise auch zur Überprüfung der Fitness eigener Mitarbeiter beitragen. So können die Angestellten durch die Erfassung ihrer Vitaldaten während des Tages daran erinnert werden, von Zeit zu Zeit auch mal den Schreibtisch zu verlassen und sich zu bewegen. Dadurch bleiben die Mitarbeiter langfristig fit und damit produktiv für den Arbeitgeber. Die gespeicherten Gesundheitsdaten können für Unternehmen zusätzlich interessant werden, wenn sich dadurch Vergünstigungen der Krankenkassenbeiträge ergeben. Die zunehmende Bedeutung des „Internets der Dinge“ lässt Smartwatches auch für Prozessoptimierung interessant werden. Beispielsweise kann die Uhr durch die Gerätekommunikation anzeigen, wann eine Maschine gewartet werden muss oder ob Störungen vorliegen. Unternehmen können Smartwatches aber auch als Werbeplattform und zur Verbesserung der Customer Experience einsetzen, denn: Smartwatches generieren gigantische Datenmengen. Diese können für Unternehmen von großem Nutzen sein, um wichtige Insights der Unternehmenszielgruppe zu identifizieren und so Werbung präzise auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen. Will ein Unternehmen mit Werbung auf der Smartwatch präsent sein, geht es vor allem um zwei Dinge: Einfachheit und Nutzerfreundlichkeit. Das heißt, Werbung auf der Smartwatch ist im besten Fall standortbasiert und interaktiv. Einzelhändler zum Beispiel könnten durch Nutzung standortbasierter Services auf der Smartwatch Gutscheine anbieten, die dann im Laden eingelöst werden.

In der unten dargestellten Grafik sind weitere Chancen, die sich durch den Einsatz der Smartwatch für und im Unternehmen ergeben, zusammenfassend dargestellt.

Nutzen der smarten Uhren für Unternehmen

Eigene Darstellung: Nutzen der smarten Uhren für Unternehmen

 

Smartphone am Handgelenk oder doch nur Fitnessband mit Uhrenfunktion?

Aber die Smartwatch wird häufig nicht nur im Positiven diskutiert. Ein Aspekt, warum die Smartwatch vor allem in der Kritik steht, sind die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Dabei ist nicht nur den Konsumenten der Datenschutz beim Kauf einer Smartwatch enorm wichtig. Auch die Gewerkschaften würden sich aufgrund der Datenschutzproblematik mit großer Wahrscheinlichkeit eher gegen den Einsatz von Smartwatches aussprechen.

Einer der negativsten Aspekte der Uhren ist im Moment aber sicher die geringe Akkulaufzeit. Teilweise hält das Gerät nur einen Tag durch und das ist für Viele nicht mit ihren Vorstellungen von einer Uhr vereinbar. Zudem ist den potenziellen Verbrauchern aktuell oft noch unklar, welchen Mehrwert die Smartwatch nun bieten soll. Zwar hat sie zahlreiche Funktionen, welche davon aber die ausschlaggebende ist, die am Ende zum Kauf motivieren soll, bleibt ungeklärt. Vielleicht kann man den Smartwatches einen größeren Erfolg prophezeien, wenn man nicht das Gerät selbst betrachtet, sondern an mögliche Anwendungen oder mögliche Problemlösungen denkt, die heute vielleicht noch gar nicht existieren oder uns noch gar nicht vollends bewusst sind. Diese werden uns zukünftig im besten Fall das Leben so sehr erleichtern, dass wir nicht mehr ohne die Smartwatch leben wollen.

Damit das passiert, sollten Unternehmen klarer kommunizieren, was ihr Produkt genau leisten kann: Ist es ein Fitnessarmband mit Uhrenfunktion? Ein Smartphone am Handgelenk? Oder nur eine Erweiterung des Smartphones? Solange Konsumenten den Hauptnutzen des Gerätes nicht klar erkennen, werden sie auch keine Smartwatch kaufen. Das gleiche gilt auf der Unternehmensseite. Letztendlich hängt die Durchsetzung aber auch von der Entwicklung der Umgebung ab. Viele der innovativen Einsatzgebiete sind bisher technisch noch nicht im großen Maße umsetzbar. Ist das “Internet der Dinge“ aber erst ausgereifter, könnte die Smartwatch das Bindeglied der vernetzten Welt werden.