Snapchat, Instagram & Co.: Warum es ohne digitales Marketing nicht mehr geht

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Marcel Helfmann hat als Digital Manager bei Sony Music tagtäglich mit der kompletten Bandbreite moderner Medien zu tun. Als Online-Experte nahm er das Publikum beim Stuttgarter Medienkongress im Panel “Werkzeuge” mit in die Welt der Instagram- und Snapchat-Stories. Direkt im Anschluss spricht er mit uns im Interview über aktuelle Trends im digitalen Marketing und verrät, welche Online-Formate in Zukunft noch wichtiger werden.

In deinem Vortrag hast du bereits bewiesen, dass du Experte für Instagram, Snapchat & Co. bist. Was genau sind deine Aufgaben als Digital Manager bei Sony Music?

Bei Sony Music betreue ich alle internationalen Künstler, die ihre Musik unter anderem in Deutschland veröffentlichen. Jeder Publikation und dem jeweiligen Künstler ist bei uns ein Produktmanager zugeordnet, welcher für die Vermarktung des Produktes zuständig ist.

Meine Aufgabe ist es, die Produktmanager bei ihrer Arbeit zu unterstützen, indem ich ihnen bei allen Fragen zum Thema Medien und digitales Marketing zur Seite stehe. Als Digital Manager kümmere ich mich um sämtliche digitale Marketingkampagnen von internationalen Sony Music Künstlern im deutschsprachigen Raum.

Wie schätzt du den Stellenwert des digitalen Marketings im Vergleich zu klassischen (Offline-) Marketingmaßnahmen ein? Wie hat sich das Verhältnis der beiden Marketingtypen in den letzten Jahren verändert und wie wird es sich in naher Zukunft entwickeln?

Die beiden Bereiche verschwimmen immer stärker miteinander, während gleichzeitig eine Diversifikation stattfindet. Während man früher anhand weniger Faktoren zwischen Off- und Onlinemarketing unterscheiden konnte, ist heute alles viel kleinteiliger.

Insgesamt ist zu beobachten, dass immer stärker auf Onlinemarketing eingegangen wird, weil damit Konsumenten gezielt erreicht und Streuverluste vermieden werden können. Mithilfe der digitalen Medien kann wesentlich genauer targetiert werden, der Erfolg der Marketingaktivitäten kann besser gemessen werden und man kann schneller auf den Markt reagieren.

Dieser Trend bewahrheitet sich meiner Meinung in allen Branchen, besonders auch was das Thema Daten angeht. Durch digitale Tools können große Menge an Daten generiert werden, die sofort ausgewertet und analysiert werden können. Unternehmen gewinnen dadurch wichtige Einblicke in die Marktforschung, deren Implikationen ohne Zeitverzögerung in die Tat umgesetzt werden können. Maßnahmen können dementsprechend zeitnah adaptiert und verbessert werden.

Die Musikbranche profitiert von dem Geschwindigkeitsvorteil besonders. In unserer extrem schnelllebigen Branche dauern die Produktlebenszyklen meist maximal drei Monate. Die Möglichkeit, alles in Echtzeit zu steuern ist hier also besonders wichtig und nimmt in Zukunft wahrscheinlich noch an Bedeutung zu.

Gibt es Branchen, in denen digitales Marketing keinen Sinn macht?

Nein, meiner Meinung nach gibt es keine. Digitale Medien sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und begegnen uns in allen Lebensbereichen und Altersgruppen. Sie gehören zu unserer Medienlandschaft genauso wie TV, Radio oder Printmedien und sind längst nicht mehr nur eine Spielwiese für junge Menschen.

Stichwort Reizüberflutung: Social Media-Kanäle sind in unserem Leben allgegenwärtig und immer mehr Unternehmen nutzen Instagram, Youtube und Co für unternehmerische Zwecke. Wie schafft man es, sich bei einer ständig wachsenden Menge an Beiträgen und Inhalten von der Masse abheben?

Es wird immer schwieriger die Aufmerksamkeit der Masse für sich zu gewinnen. Was hilft ist Kreativität. Je kreativer, je disruptiver das eigene Auftreten, desto eher sticht man kurzfristig aus der Menge hervor.

Langfristig kommt es vor allem auf die richtige Kombination einzelner Faktoren an. Eine ausführliche Datenanalyse und die genaue Kenntnis der eigenen Zielgruppe, Kreativität, Disruptivität aber gleichzeitig auch das Erkennen und Folgen gewisser Trends sind entscheidend für den digitalen Erfolg. Unternehmen sollten über die verschiedenen Marketing-Kanäle hinweg konsistent und verlässlich auftreten und sich selbst treu bleiben. Die eigene Identität sollte auch im Onlinebereich wiederzufinden sein, sodass die Marke einen Wiedererkennungswert bietet und der Zielgruppe in Erinnerung bleibt.

Im Panel „Werkzeuge“ hast du uns die beiden Story-Tools von Instagram und Snapchat vorgestellt. Beide sind momentan im Trend und erreichen vor allem in jugendlichen Kreisen extrem große User-Zahlen. Für welche Unternehmen lohnt sich der Einsatz dieser Werkzeuge?

Generell lohnt sich der Einsatz eines Tools immer dann wenn die Zielgruppe zum Medium passt. Meiner Meinung nach ist für Publisher die Instagram-Story sinnvoller, weil sie in Kombination zum klassischen Instagram-Feed eingesetzt werden kann, der mehr Ähnlichkeit zu den übrigen sozialen Plattformen hat. Snapchat funktioniert aus Werbesicht besonders gut für sehr junge Zielgruppen. Die wichtigste Regel ist hier also wieder: Kenne deine Zielgruppe, dann findest du das passende Medium.

Eignen sich moderne Werkzeuge wie die Instagram-Story auch für den B2B-Markt?

Auch in diesem Bereich sind soziale Medien immer stärker im Kommen. Ich denke insbesondere für die Themen PR und Personalmanagement ist die Verwendung solcher digitaler Formate für Unternehmen spannend. Allgemein eignen sich die Kanäle hervorragend, um an Individuen auf persönlicherer Ebene heranzutreten und Werte und innerbetriebliche Abläufe transparent zu machen. Bewerbern können mithilfe der sozialen Medien vielsagende Einblicke in das Unternehmen gewährt werden.

Neben  Youtube, Facebook usw. versuchen sich auch immer neue Apps und Plattformen am digitalen Markt zu behaupten. Einige verschwinden dabei genauso schnell wie sie aufgetaucht sind. Welche Formate werden deiner Meinung nach neben den großen Playern in Zukunft wichtig?

Unter den sozialen Kanälen rücken stark öffentliche Formate wie Facebook zurzeit immer mehr in den Hintergrund. Sie fungieren eher als Informationsplattform während die soziale Kommunikation verstärkt im Privaten stattfindet. Junge Menschen kommunizieren wieder verstärkt in kleineren, geschlossenen Gruppen. Sozusagen findet ein Trend zu „Offline in der Online-Welt“ statt. Noch wichtiger werden demnach in Zukunft Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Instagram-Direct Messenger. In welcher Form Werbetreibende in diese Kanäle durchdringen können, bleibt spannend.