OMR 2019 – „Was man braucht sind immer mehr Generalisten, die nicht aufhören zu lernen“

Im Interview mit Ecosia

„How to Find a Good Job in the Future.“ Um genau hierauf eine Antwort zu finden, ging es für fünf Studierende der HdM Stuttgart vor ein paar Wochen nach Hamburg zum Online Marketing Rockstars Festival. Dort hatten Sie die Möglichkeit mit verschiedenen Unternehmen zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen und wertvolle Tipps für Absolventen zu erhalten. Dabei sprachen sie unter anderem auch mit Génica Schäfgen, Country Managerin DACH von Ecosia. Sie gab einen kleinen Einblick in ihre Branche und verriet den Studierenden dabei noch, was angehende Absolventen mitbringen müssen, um in der schnelllebigen Medienbranche oder aber auch im Bereich des Social Business Fuß zu fassen. 

Bitte stellen Sie das Unternehmen Ecosia kurz vor.

Ecosia ist eine kostenlose Suchmaschine, genau wie Google. Der Unterschied ist jedoch, dass wir über die Einnahmen, die wir durch Werbeanzeigen machen, Bäume pflanzen. Das funktioniert konkret so: sucht man beispielsweise nach „Hotel Berlin“, bekommt man eine Werbeanzeige von Hotelanbietern angezeigt. Klickt man auf eine der Anzeigen, verdienen wir daran Geld. Damit decken wir unsere laufenden Kosten, also Gehälter, Büroräume, sowie das Marketing. Das, was überbleibt, geht dann in Baumpflanzprojekte. 

Wir sind mittlerweile 40 Leute, haben über 8 Mio. User und konnten bereits über 56 Mio. Bäume pflanzen. Und 56 Mio. Bäume pflanzen können heißt nicht einfach nur Bäume, sondern auch, dass wir vor Ort in den Projekten versuchen die Menschen mit einzubinden. Wir bauen Businesspläne für diese auf, sodass sie unabhängig von unseren Geldern werden können. Und vor allem retten wir auch die Biodiversität.

Was hat sich in der Zeit, in der es euch jetzt schon gibt, verändert. Insbesondere vielleicht die Branche, in der ihr arbeitet.

Vor 10 Jahren, als Ecosia gegründet wurde, gab es eigentlich nur Google, Yahoo oder Bing. Jetzt gibt es viele kleine alternative Suchmaschinen. Das ist super, denn je mehr Alternativen es gibt, desto spannender ist der Wettbewerb und der Markt. Und die Verbraucher haben die Wahl. 

Aber vor allem im Hinblick auf die Gesellschaft hat sich sehr viel verändert. Das Thema grüne, nachhaltige Produkte und Klimawandel ist keine Nische mehr, in der man nur die „Öko-Hippies“ abholt. Man befindet sich jetzt in einem gesellschaftlichen Diskurs, in dem alle breiten Massen angesprochen werden, weil es alle betrifft. Das haben wir dadurch gemerkt, dass wir in den letzten vier Jahren enorm gewachsen sind. 

Was glauben Sie, wie sich die Branche in den nächsten 5-10 Jahren noch weiterentwickeln wird? Und wo sehen Sie Ecosia?

Ich glaube wir sprechen hier von zwei Branchen. Zum einen von der Branche des Social Business und zum anderen von der Branche der Suchmaschinen. Social Business wird immer wichtiger werden, weil Konsumenten immer mehr die ethischen und moralischen Komponenten in Betracht ziehen. Fragen wie „Wo geht mein Geld hin, wem gebe ich meine Daten und wie gehen Unternehmen damit um“ rücken in den Mittelpunkt.

Suchmaschinen sind die Schnittstelle zwischen dem Menschen und der Technologie. Sie sind unser Fenster zu den ganzen Informationen, die es da draußen gibt und damit wahnsinnig relevant. Langfristig wird es hier wahrscheinlich in Richtung Personal Assistance gehen. Wir kennen ja jetzt schon Siri und Alexa. Man fragt nicht mehr nur Ecosia oder Google nach dem Wetter, sondern den persönlichen Assistenten. Und das ist die Richtung von der wir glauben, dass sie der Weg ist, den die Technologie einschlagen wird und wonach wir uns auch richten müssen. Langfristig gesehen wollen wir die grüne Stimme unter den persönlichen Assistenten werden. 

Die Medienbranche verändert sich ja wahnsinnig rasant. Wie können sich Absolventen darauf vorbereiten?

Ich glaube genau das ist der Punkt. Die Branche verändert sich rasant. Wir haben das Prinzip VUKA, das heißt, dass alles total unvorhersehbar wird. Ich glaube was man braucht sind immer mehr Generalisten, die nicht aufhören zu lernen, egal in welchem Bereich, egal welche Talente und Expertise man hat oder welche Role Description. Ich merke das auch in meinem Job: laut Role Description bin ich Country Managerin DACH. Das ist aber nur die Role Description, aber was das genau bedeutet ist eigentlich eine totale Generalistin mit ein paar Expertenbereichen. In die kann ich rein und raus „diven“. Ich bin immer bereit etwas Neues zu lernen und flexibel zu bleiben. Und ich glaube das ist die Zukunft für Leute, die im Bereich Medien arbeiten: für alles offen zu sein, Expertenbereiche zu haben, aber bereit zu sein auch mal woanders hinzuschwenken.

Haben Sie zum Abschluss noch Tipps für Absolventen, die vielleicht genau in diese Branche einsteigen wollen. Wo sollen sie vielleicht anfangen bzw. was sollen sie mitbringen?

Wenn man aus dem Studium kommt oder generell einen Abschluss hinter sich gebracht hat und sich fragt, wohin die Reise gehen soll, dann würde ich mich erst einmal hinsetzen und ganz genau überlegen, was meine persönlichen Werte sind. Was ist es, das mir in der Welt wirklich wichtig ist. Das kann zum Beispiel Technologie sein und dann ist vielleicht Google das richtige Unternehmen. Aber es kann auch Ökologie sein oder soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte. Damit sollte man sich genauer auseinandersetzen und dann findet man Unternehmen oder Initiativen, die sich damit beschäftigen und wo man seine 40h Arbeitszeit persönlich sinnvoll nutzen kann. Ich glaube das ist ein guter Start. Für Leute, die sich für den Bereich Social Business interessieren, gibt es Seiten wie zum Beispiel GoodJobs.eu. Diese bieten Stellenausschreibungen an für Unternehmen, die versuchen einen Sinn zu erfüllen in der Gesellschaft.