Wie das Internet die Meinungsbildung verändert – Prof. Wolfgang Schweiger im Interview

Um sich früher über das politische Weltgeschehen zu informieren, musste man Zeitung lesen, Radio hören oder Fernsehen schauen. Heute kann im Internet jeder Inhalte produzieren, die Weltgeschehnisse kommentieren und auch Verschwörungstheorien verbreiten. Welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den Prozess der Meinungsbildung hat, erklärte uns Prof. Wolfgang Schweiger von der Universität Hohenheim im Interview.

Das Internet bietet eine Fülle an Informationsangeboten, die unser Leben einerseits bereichern, uns andererseits aber auch überfordern können. Für einen normalen Bürger wird es immer schwieriger, Absichten und Hintergründe aller Artikel zu durchschauen – Stichwort Fake News. Gleichzeitig wird die öffentliche Meinung im Netz sichtbarer als jemals zuvor, vor allem radikale Meinungen erhalten hier eine Plattform.

Das macht die Analyse der öffentlichen Meinung deutlich schwieriger als noch vor ein paar Jahren. Befragungen reichen hier schon lange nicht mehr aus, sondern müssen durch Inhaltsanalysen ergänzt werden. Das spannende – und vielleicht gar nicht so überraschende: So radikal wie im Netz zeigen sich die Bürger in Befragungen selten. Das Internet bietet also die Möglichkeit, unter die Oberfläche zu blicken und das ganze Spektrum an Meinungen zu erfassen.

Das kann eine Chance sein, birgt aber vor allem bei kritischen gesellschaftlichen Themen wie etwa der Flüchtlingskrise viele Gefahren für den Prozess der Meinungsbildung. Im Interview sprachen wir mit Professor Schweiger über diese Gefahren, wie die Filterblase im Netz unsere Meinungsbildung beeinflusst und natürlich auch über die Chancen, die die Vielfalt der sozialen Medien mit sich bringen kann. Diese Entwicklungen haben daneben auch Auswirkungen auf die Leitmedien und das Vertrauen in den Journalismus. Warum man hier von einer Polarisierung des Medienvertrauens sprechen kann und was der Journalismus dagegen tun kann, ist ebenfalls Thema im Video-Interview, das im Rahmen des Stuttgarter Medienkongresses entstand.





Öffentliche Meinung und Meinungsbildung im Netz – Forschungsschwerpunkte von Prof. Wolfgang Schweiger

Prof. Dr. Wolfgang Schweiger hat an der Universität Hohenheim in Stuttgart seit 2013 den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft inne. Er beschäftigt sich insbesondere mit interaktiver Medien- und Online-Kommunikation mit Schwerpunkten auf unter anderem Medienwandel, Social Media, Medienwirkung, öffentliche Diskurse und öffentliche Meinung sowie Public Relations und Werbung.