48forward — Ein Wrap-Up: Teil 2

48forward in den Eisbach Studios in München

Im ersten Teil der Artikelserie zur 48forward berichteten wir bereits von einigen Vorträgen der neuen Digitalkonferenz in München. Hier nun die Fortsetzung:

Können eBook-Flatrates das Lesen verändern?

Constance Landsberg, CEO bei skoobe, beschrieb, wie immer mehr Menschen sich Film, TV und Spielen zugewendet haben und die Freude am Lesen verloren haben. Es stellte sich die Frage: Wie können die einst so Lesebegeisterten wiedergewonnen und Lesefaule zum Lesen ermuntert werden? Die Antwort darauf war die Anwendung des “All-you-can-eat”-Systems auf Bücher bzw. im Falle skoobes auf eBooks.

Eine von skoobe durchgeführte Befragung ergab, dass eine eBook-Flatrate zu einer Steigerung der Lesezeitführe und mehr Bücher ausgetestet würden – Stichwort: risikofreies Lesen.
Außerdem kauften skoobe-Kunden oftmals ein gelesenes eBook als gedruckte Variante – um es zu verschenken oder um es sich in das eigene Bücherregal zu stellen. Die Flatrate von skoobe habe also auch positive Auswirkungen auf den Print-Markt.

Besuch aus Italien: Wer und was verbirgt sich hinter Egomnia?

Unternehmen und potenzielle Recruiting-Kandidaten matchen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind – eine klassische win-win-Situation. Egomnia, an dessen Spitze der gerade einmal Anfang-20-jährige Founder und CEO Matteo Achilli steht, macht dies bereits möglich. Aufgrund intelligenter Algorithmen können Arbeitgeber die Arbeitnehmer finden, die zu ihnen passen – und andersherum. In Deutschland ist das Netzwerk bisher noch nicht verfügbar. Wir würden uns aber nicht wundern, wenn sich dies in naher Zukunft ändert.

“Besides the crap about the digital age, someone needs to lead a company”

Oliver Kempkens, Executive Search Consultant bei Russell Reynolds Associates, berät globale Unternehmen bei der Besetzung von Spitzenpositionen im Digitalbereich. In seinem Vortrag betonte er, wie wichtig es sei, dass ein Leader in diesem Bereich nicht mehr die Organisation und deren Aufgaben verwalten, sondern vielmehr die Menschen führen müsste. Für die Zukunft sagt er voraus, dass die Disruption überall stattfinden werde – in jeder Industrie. Hierfür werden vor allem die Leader gewappnet seien müssen.

Wie schafft man vertrauenswürdige Cloud-Services?

Mit Open Source, sagt Rafael Laguna, CEO von Open-Xchange AG. Um einem Service sein Vertrauen schenken zu können, benötige es vier Dinge, so Laguna:

  • Der Service muss von vielen Providern aus erreichbar sein
  • Es muss möglich sein, Daten von einem Service auf einen anderen Service zu übertragen
  • Der Service muss (auch) als Software verfügbar sein
  • Die Software sollte als Quellcode für jeden einsehbar sein

Warum dieses Vertrauen so wichtig sei? – Weil die bestehenden Client-Server-Architekturen zunehmend von Cloud-Services abgelöst würden und diese durch die interne Vernetzung von PCs, Smartphones, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Autos zunehmend zu einem festen Bestandteil unseres Alltags würden. Die Verbreitung von Cloud-Services sei die Chance, die Kontrolle von einzelnen Anbietern zu reduzieren, so Laguna. Wir müssten sie nur nutzen – mithilfe von Open-Source-Software.

Wie funktionieren Marketing und Kommunikation in einer digitalen Welt?

Wie wird man in Zukunft noch aus der Masse herausstechen können? – Diese Frage diskutierten Alexander Jonke, Manager und Head of Digital Assurance bei KPMG AG, Heike Gallery, Director Digital Consulting bei gutefrage.net und Max Müller, Executive Vice President bei Stylight.

Ein Ansatz bestehe vor allem darin, sich von der Attention Economy hin zu einer Intention Economy zu wenden. Das würde bedeuten, dass nicht mehr die Aufmerksamkeit des Kunden für das Unternehmen im Fokus stehe, sondern vielmehr auf die Absichten und Motivation der User bzw. Kunden eingegangen werden müsse. Man müsse die Kunden sozusagen dann erwischen, wenn sie motiviert seien, im Funnel weiterzuwandern, ohne, dass das Unternehmen sie aktiv im Funnel “weiterdrücke”. Grundsätzlich werde ein konsistentes Markenerlebnis immer wichtiger. Ein Unternehmen müsse den Kunden inspirieren (zum Beispiel durch eigens kreiierten Content) und auf Augenhöhe mit ihm kommunizieren – und das über alle Kanäle hinweg. Zusätzlich werden immer kreativere Wege vonnöten sein, um dem Kunden eine attraktive User Journey zu bieten.

Ohlala für bezahlte Dates

Die 48forward ist schon ziemlich weit vorangeschritten, als Pia Poppenreiter, Co-Founder und CEO von Ohlala, auf die Stage tritt. Ihr Vortrag wird sich hauptsächlich um das Geschäftsmodell der Web-App Ohlala drehen, doch zunächst erzählt sie von ihrer Gründung des Start-Ups Peppr, welches grundsätzlich auf derselben Geschäftsidee wie Ohlala basierte – einem Online-Dienst für Escorts. Authentisch berichtete sie von dem Auseinanderdriften ihrer Ansichten und der Ansichten ihres Co-Founders, was letztendlich dazu führte, dass sie das Start-Up verließ. Wenig später nahm sie noch einmal Anlauf. An Bord hatte sie einen neuen Co-Founder, mit dem sie Ohlala gründete. Effizient und sicher, und einem – laut Poppenreiter – besserem Geschäftsmodell als bei ihrem ersten Anlauf, werden hier Kontakte für bezahlte Dates zusammengebracht – mehr als 10.000 Registrierungen wurden schon getätigt. In der nationalen und internationalen Medienlandschaft wird sie dafür schon gefeiert.

Future Travelling

Jan Valentin, Senior Vice President und Managing Directos be KAYAK Europe GmbH, gewährte uns auf der 48forward einen spannenden Einblick in die Visionen bezüglich der Zukunft des Reisens. Flugzeuge ohne Klassen, dafür mit viel Platz und Arbeitsplätzen – Flying Offices sozusagen. Schnellere Reisezeiten, robotisierte Hotels und Flughäfen, die ohne Personal auskommen. Selbstfahrende Autos und eine zunehmende Verbreitung und Standardisierung der Peer-to-Peer-Modelle wie zum Beispiel AirBnB.
Die Zukunft des Reisens, so Valentin, wird uns immer mehr von diesen drei Dingen bieten:

  • Speed
  • Convenience
  • Disparity

Von Russland nach Amerika nach Deutschland

Katya Kempkens, Senior Java Developer bei Stylight, berichtete von ihrem faszinierenden Weg bis zu dem Punkt, an dem sie heute als “Woman in Tech” steht. Aufgewachsen im sozialistischen Russland, während der Schulzeit Leistungssportlerin im Synchronschwimmen, dann Studentin an der Stanford University in den liberalen USA. Abschluss: Computer Science und der Gewinn an Neugierde inklusive der Fähigkeit, selbständig und innovativ zu denken. Kempkens betont in ihrem Vortrag, wie wichtig es sei, in einer Umgebung zu sein, wo man als Querdenker nicht ausgeschlossen werde und sich nicht anpassen müsse. Sie spornt dazu an, niemals damit aufzuhören, kritisch, anders und innovativ zu denken. Dazu ein Bild von Dori aus “Findet Nemo”: “Einfach schwimmen” steht darunter.

Stock-Fotos sind out!

Als Co-Founder von EyeEm gibt uns Gen Sadakane viele Einblicke in das Konzept und die Entstehung von EyeEm. EyeEm ist eine Foto-Community, die weltweit erfolgreich ist die weltweite Erfolge feiert und inzwischen mehr als 15 Millionen Nutzer zählt. Damit gehört sie zu einer der am schnellsten wachsenden Communities unserer Zeit. Doch zunächst berichtet Sadakane über sich selbst: Ursprünglich komme er aus der Werbung und sei damit auch ziemlich erfolgreich gewesen, doch da er selbst fand: “Advertising is dead”, suchte er nach einer neuen Herausforderung. Was als Ausstellung von Smartphone-Bildern begann, wurde letztendlich zu EyeEm – gegründet mit drei weiteren Co-Foundern. Die Community wuchs rasant und es entstand ein wahnsinniges Gemeinschaftsgefühl, so Sadakane.
Humorvoll berichtete er, dass sich die Mitglieder in vielen Städten der Welt träfen und dabei freiwillig für ihn Werbung machten, indem sie EyeEm-T-Shirts trugen. Zum Geschäftsmodell trägt außerdem bei, dass viele Unternehmen keine gewöhnlichen Stock-Fotos mehr wollten, sondern vielmehr auf kreative und künstlerisch wertvolle Bilder setzten.

48forward-Initiator on the stage

Daniel Fürg, Managing Partner bei FÜRG MEDIA und Initiator der 48forward fand die abschließenden Worte der Digitalkonferenz.

“Bei der Geburt sind wir alle gleich”, so Fürg. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte hätten wir die Möglichkeit, an diesen Punkt zurückzukehren. Wie? – Indem jeder Mensch auf der Welt einen Internetzugang besäße. Damit würde die Herkunft keine Rolle mehr spielen, so Fürg. Jeder könnte auf alles Wissen der Welt zugreifen und alles aus sich machen. Die digitale Transformation könnte Vieles zum Positiven wenden, da ist sich Fürg sicher.

Nächsten Freitag und exklusiv auf unserem Blog: Das Interview mit Daniel Fürg. Es erwarten euch spannende Fragen & Antworten zur 48forward.

Hier geht’s zum ersten Teil der Artikelserie: 48forward — Ein Wrap-Up: Teil 1