48forward — Ein Wrap-Up: Teil 1

Die Speaker der 48forward wurden aufgezeichnet

Donnerstag, der 26. November 2015: Die 48forward feierte Premiere und wir durften live dabei sein. 48forward—das heißt: 48 Stunden voraus gedacht und so berichteten an diesem Tag 30 Speaker über zukunftsweisende Trends und Visionen bezüglich unserer digitalen Zukunft. Als Location dienten die Eisbach Studios im Westen Münchens, welche für schon für zahlreiche Veranstaltungen und Film- oder Fotoproduktionen genutzt wurden.

Die 48forward beginnt…

…mit dem Hashtag #productivityfinding und dem How-to-start-in-the day. Dr. Thorsten Hübschen, Director Marketing & Operations bei Microsoft, stellt das Konzept des neuen Produktivitätsdenken vor und kommt zu dem Schluss, dass die Produktivität der Zukunft nicht mehr auf Maschinen, sondern auf Wissen basiere. Demnach sei in Zukunft auch immer mehr Wissensarbeit gefragt. Dazu gehörten effizientes Teamwork, menschliche Interaktionen, effektive Selbsorganisation, besseres Storytelling und Design.

A better quality of life (especially in cities)

Daraufhin folgt ein Beitrag zur Urban Mobility von Carl Friedrich Eckhardt, Head of CoC bei der BMW Group. Werden wir in Zukunft noch ein eigenes Auto besitzen oder wird die eigene Mobilität in immer größerem Ausmaß in Form von Car-Sharing mit Anderen geteilt? Eckhardt geht von Letzterem aus und stellt ein Zukunftskonzept zur urbanen Mobilität vor, bei dem Autos emissionsfrei fahren und nicht mehr jeden Platz in der Innenstadt besetzen. Diese Vision sei auf jeden Fall umsetzbar, benötige aber die konsequente Zusammenarbeit von Politik, NGOs, der Industrie und Investoren, so Eckhardt.

Ach ja: Die Politik und das Internet

Die in den vergangenen Monaten abgesegneten Beschlüsse seien eine Beschneidung des freien Internets, so Nico Lumma, Internet-Kopf und SPDler. Die Netzneutralität wurde aufgeweicht, die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt und sowieso schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ziemlich schlecht ab, wenn es um den Anteil der verlegten Glasfaserkabel geht. Gerade einmal 1,1% der in Deutschland existierenden Netze bestehen aus Glasfaser. Zum Vergleich: In Japan sind es 71,5%.
Wie fast immer, wenn es um diese Themen geht, fühlt sich der Einzelne ziemlich machtlos. Lummas Forderung allerdings ist klar: “Engagiert euch!” Der FDPler Jimmy Schulz betonte im anschließenden Vortrag außerdem, dass konsequent durchgeführte polizeiliche Ermittlungsarbeit viel effektiver als die Vorratsdatenspeicherung sei.

Die Paywall funktioniert…

…sagt Richard Gutjahr, Journalist und Blogger, der auf seiner eigenen Seite das System LaterPay einsetzt, bei welchem der Leser immer erst dann zahlen muss, wenn er Content für insgesamt 5 Euro rezipiert hat. Dabei wird dem Leser im Falle Gutjahrs ein Artikel in Rechnung gestellt (Preis pro Artikel: ca. 10 Cent).
Dem gegenüber stehen die Redakteure der klassischen Zeitungen, Stefan Plöchinger von der SZ und Daniel Fiene von der Rheinischen Post. Ein weiterer Teilnehmer der Diskussionsrunde ist Arno Heinisch, CEO und Co-Founder der Rocket Beans Entertainment GmbH, der auf Internet-TV unter Mitbestimmung der Community setzt. Wer wird in Zukunft besser abschneiden? Klassische Medien oder persönliche Medienmarken? Gutjahr hat dazu eine klare Meinung: “Regional. Überregional. Ist mir scheiß’ egal. Ich lese die Menschen.” Plöchinger und Fiene sehen die klassischen Zeitungen allerdings auch in Zukunft noch mitmischen, da sie sich in die richtige Richtung entwickelten, indem sie sich immer öfter auch für Online-Content bezahlen ließen oder eine regionale und damit exklusive Berichterstattung anbieten könnten.
Was das Internet-TV (Hier geht’s zu RocketBeans-TV) betrifft, so lässt sich eines mit Gewissheit sagen: Die junge Generation scheint immer weniger am klassischen und linearen TV Gefallen zu haben.

#YTfragtMerkel

Bildung für die Generation YouTube—unter diesem Motto stand der Vortrag von Franzi von Kempis, Chefredakteurin von MESH Collective. Sie räumte mit Vorurteilen über die junge Generation auf, wonach “die” sich sowieso nicht für Politik interessierten. Kempis zeigte beispielhaft Videos, die gemeinsam mit reichweitenstarken YouTubern über allgemeine Gesellschaftsthemen, Konflikte in der Welt und Politik aufklären. Allein bei der Aktion “Youtube fragt Merkel” gingen über 5000 konkrete Fragen ein, welche die Jüngeren der deutschen Kanzlerin gerne stellen würden.

Nächste Haltestelle: Marketing

Axel Schäfer, Digital Marketer bei Adobe, betonte, wie wichtig die Markenerfahrung für Kunden geworden sei. Eine Marke müsse konsequent nach außen und auch nach innen transportiert werden. Außerdem werden Unternehmen in Zukunft immer mehr Wert auf eine attraktive Customer Journey legen müssen, um erfolgreich zu sein.

Die 7 Kernfaktoren für eine erfolgreiche Transformation, seien, so Schäfer:

  • Strategie
  • Organisation
  • Data Driven Marketing
  • Customer Experience
  • Cross Channel Marketing
  • Mobil
  • Technologie

Auch, wenn dies zunächst logisch erscheint, so hapert es dennoch oft an einer Umsetzung dieser Kernfaktoren. Betrachtet man die Unternehmen am Markt, stellt man fest: Da ist noch Luft nach oben!

Eine echte Macherin

So kann man Günes Seyfarth, Projektleiterin bei mamikreisel.de, alle Male nennen. In ihrem inspirierenden Vortrag auf der 48forward berichtete sie davon, wie sie zuerst eine Kinderkrippe gründete, die inzwischen um einem Kindergarten und einen Hort erweitert wurde. Sie erzählte davon, dass sie sich als dreifache Mutter auf einem völlig überlaufenen Kinderflohmarkt verloren und nicht betreut gefühlt habe. Daraus entstand letztendlich die Geschäftsidee für mamikreisel.de. Mütter und Väter können hier die Sachen ihrer Kinder online verkaufen. Aber nicht nur das: Auf mamikreisel.de hat sich inzwischen auch eine Community gebildet, die hinter dem Online-Flohmarkt steht und sich gegenseitig bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht. Aber Seyfarth spricht in ihrem Vortrag nicht hauptsächlich von mamikreisel, sondern davon, dass man “einfach machen soll”, um sich zu verwirklichen und glücklich zu sein. Nicht zu viel nachdenken, keine Angst haben—Einfach machen.

https://twitter.com/IntInnovators/status/669892494730108928)

“21st century education is like teenage sex”

Warum?

Alle denken, sie wissen, wie es geht.
Alle sind total aufgeregt.
Es gibt einige, die machen es schon.
Aber eigentlich haben sie alle keine Ahnung.

Elena Recher, Practice Lead Disruptive Business Models, bei mantro.net, rechnete auf der 48forward knallhart mit dem deutschen, technologisch rückständigen Bildungssystem ab. Sie hinterfragte den Umgang der deutschen Schulen mit moderner Technologien. So prangerte sie an, dass zwar vereinzelt iPads eingesetzt würden, jedoch nur in dem Maße, dass man nicht von einem Hand-in-Hand-Gehen mit der Technik sprechen könne. Wenn Dokumente digital angesehen und bearbeitet werden, kann von digitaler Transformation im Bildungsbereich keine Rede sein. Recher forderte ein Umdenken von Lehrern und dem Bildungswesen insgesamt—die Technologien besäßen ein riesiges Potenzial, würden aber nicht in der Form benutzt, in der man von ihnen profitieren könne. Ein Lehrer könne sich durch deren richtigen Einsatz mehr auf sein Pädagogen-Dasein fokussieren.

Hier geht es zum zweiten Teil unseres 48forward-Wrap-Ups.