Kreativität für den guten Zweck

Anne-Sophie Pahl und Marlon Maas von Youvo Foto: Kim Heck

Die Plattform youvo bringt kreative Köpfe und soziale Organisationen zusammen. Auf der add-Talent an der Hochschule der Medien stellten Anne-Sophie Pahl und Marlon Maas das Konzept des Start-ups unter dem Motto „I want to change the world but I am only good at Photoshop“ vor. Im Interview haben sie uns verraten, warum Kreative und NPOs von dieser Idee profitieren und vor welchen Herausforderungen youvo aktuell steht.

Wie entstand die Idee Kreative und Non-Profit- Organisationen zusammenzubringen?

Youvo wurde 2012 während eines Praxisprojektes im Studiengang „Gesellschaft- und
Wirtschaftskommunikation“ an der Universität der Künste in Berlin ins Leben gerufen.
Normalerweise besteht das Projekt darin, dass man einen Auftrag von einem Unternehmen
erhält und diesen ausführt. Wir haben uns aber dazu entschieden, dass wir etwas Eigenes
machen wollen. Ein Beweggrund war, dass wir nicht wollten, dass ein tolles Projekt in der
Schublade landet. Denn an Universitäten und Fachhochschulen entstehen oft coole Ideen,
die mit großartigem Equipment und viel Herzblut umgesetzt werden und anschließend nicht
ihr ganzes Potenzial entfalten können. Deshalb wollten wir mit youvo Studenten aus der
Kreativbranche die Möglichkeit geben, ihre unterschiedlichen Talente in einem Projekt, das
in Zusammenarbeit mit einer sozialen Organisation entsteht, einzubringen. Das hat nicht nur
für die Non-Profit- Organisationen einen Vorteil, sondern auch für die Kreativen. Denn sie
können sich ausprobieren und gleichzeitig Referenzprojekte sammeln – die nicht in der
Mülltonne landen.

Wie konntet ihr sicherstellen, dass Kreative und Non-Profit- Organisationen überhaupt ehrenamtlich zusammenarbeiten wollen?

Wir haben erst einmal angefangen uns mit unseren Zielgruppen zu unterhalten. Denn wir
wollten sichergehen, dass der Bedarf, den wir ihnen unterstellen, überhaupt gegeben ist.
Das Ganze haben wir auch mit Umfragen, die wir an verschiedenen deutschen Hochschulen
geführt haben, untermauert. Gleichzeitig haben wir eine Art „Speed-Dating“ zwischen Non-
Profit-Organisationen und Kreativen organisiert und relativ schnell bemerkt, dass unsere
Idee ankommt. Das heißt es war schnell klar, dass das Konzept steht und ihr Lust darauf habt.

Wie finanziert ihr eure Idee?

Parallel zu diesem Uni-Projekt gab es ein Förderprogramm der EU, „Youth in Action“, bei
dem wir uns beworben haben. Wir haben dann 5.500 Euro erhalten. Trotz des geringen
Budgets konnten wir damit unsere Online-Plattform aufbauen, weil wir ganz großartige
Unterstützung hatten. Zum Beispiel von einer Designerin aus Berlin, die auch heute noch mit
uns zusammenarbeitet. Nichtsdestotrotz stehen wir aktuell vor der Herausforderung, dass
wir ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickeln müssen. Denn unsere Zielgruppe legt
keinen Wert auf Geld und möchte auch nicht für die ehrenamtlichen Leistungen bezahlen.
Aus diesem Grund sind wir aktuell auf der Suche nach Förderern.

Und wie stellt ihr sicher, dass auf youvo jeder Topf seinen Deckel findet?

Wir wählen die Organisationen im Vorfeld sehr stark aus, indem wir zum Beispiel
sicherstellen, dass es kein Budget gibt, um eine Kreativagentur anheuern zu können. Das
müssen die Organisationen bereits in ihrer Bewerbung begründen und das wird auch
transparent auf unserer Seite dargestellt. Anschließend helfen wir den Organisationen dabei,
ihre Angebote attraktiv zu gestalten und beraten sie bei ihrer Projekt-Ausschreibung. Dieser
lange Prozess ist uns sehr wichtig, um zu garantieren, dass sie Zusammenarbeit mit der
Organisation funktioniert. Hier geht es vor allem darum, dass wir die Auftraggeber daraufhin
sensibilisieren, dass ihr Projekt nicht einfach in zwei Wochen fertig sein wird, sondern dass
die kreative Arbeit ein Prozess ist, der in Teamarbeit mit den Kreativen entsteht. Für die
Zusammenarbeit haben wir auch Regeln und Werte aufgestellt, die uns sehr wichtig sind.
Das ist zum Beispiel die Kommunikation auf Augenhöhe und eine wertschätzende Haltung.
Wichtig ist uns auch, dass die einzelnen Projekte ganz klar abgeschlossen sind. Damit wollen
wir die Hemmschwelle der Kreativen, sich ehrenamtlich zu engagieren, verkleinern.

Wie ist aktuell die Verteilung von Kreativen und Organisationen bei youvo?

Das ist im Moment tatsächlich ein Knackpunkt. Denn dadurch, dass wir bei den
Organisationen einen so langen Auswahlprozess haben, fallen einige von ihnen weg. Das
heißt wir müssen uns auf Akquise begeben. Viele Organisationen sind auch nur Offline
unterwegs, weshalb wir auf vielen Veranstaltungen unterwegs sind und dort auch kleine
Inputs zu Themen wie Digitalisierung, Webpräsenz oder Öffentlichkeitsarbeit geben. Wir
halten auch Webinare mit Partnern von uns und versuchen viele Non-Profit- Organisationen
auf uns aufmerksam zu machen. Bei den Kreativen müssen wir uns hingegen nicht auf
Akquise begeben, weil dort unsere Idee deutlich besser als erwartet angenommen wird.
Mittlerweile sind auf unserer Plattform, die ursprünglich nur für Studenten aus der
Kreativbranche gedacht war, auch Professionals vertreten.

Wie hoch ist eure Vermittlungsquote?

Ich würde sagen: Von 20 Projekten gibt es vielleicht Mal ein Projekt, das keinen Freiwilligen
findet. Unsere Vermittlungsquote liegt bei rund 86 Prozent. Die Hauptgründe, warum
Projekte am Ende nicht zustande kommen sind meistens äußere Faktoren, wie zum Beispiel,
dass der Kreative plötzlich eine Festanstellung bekommen hat oder dass jemand von der
Organisation eine Schwangerschaftsvertretung machen muss und keine Kapazitäten mehr
für das Projekt hat.

Insgesamt hat youvo bereits 210 Projekte an soziale Organisationen vermittelt. Aktuell sind rund 2870 Kreative auf der Plattform registriert, die sich sozial engagieren wollen.